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Digitalisierung: Bits und Bots (II)

DOMBLICK - Beitrag Digitalisierung Bits und Bots Teil 2 Robot (c) Pixabay

Bei der Immobilienvermittlung setzen Makler und Vermarkter nicht erst seit Ausbruch der Corona-Krise auf digitale Tools. Roboter und andere digitale Helfer vereinfachen viele Prozesse und unterstützen so den Abschluss von Miet- und Kaufverträgen. Hier Teil 2 des Beitrags über die fortschreitende Digitalisierung in der Immobilienindustrie.

[…] Auch im Projekt Giessenturm in Dübendorf können Interessierte erste Runden drehen – per 360-Grad-Visualisierung vom heimischen Computer oder vom eigenen Smartphone aus. Bauherr des Projekts an der Überlandstrasse ist der Credit-Suisse-Immobilienfonds Siat. Es entstehen im neuen Hochhaus zwischen der 16. und der 25. Etage gesamthaft 50 Mietwohnungen, die per 1. Dezember 2020 bezugsfertig sein sollen. Verantwortlich für die Vermarktung ist die CSL Immobilien AG, potenzielle Mieter können sich über die digitale Mietermanagement-Software vom Schweizer Proptech eMonitor bewerben. Künftiger Bewirtschafter des Objekts wird das Swiss Prime Site-Tochterunternehmen Wincasa AG sein.

Immobilienportale springen auf

Auch die grossen Schweizer Immobilienportale mit Wohnungsangeboten sind inzwischen auf den digitalen Zug aufgesprungen und ermöglichen neu Besichtigungen mittels Livestream. «Die Videotelefonie erlaubt es, eine Besichtigung ohne physischen Kontakt relativ einfach abzuhalten», sagt Martin Waeber, Managing Director von ImmoScout24. Der Livestream gibt mehreren Interessenten gleichzeitig die Möglichkeit, an einer Besichtigung teilzunehmen und in einem Chat Fragen zu stellen. Makler oder Bewirtschafter beantworten hier in Echtzeit alle Fragen. «Während bisher eine Wohnungsbesichtigung immer mit einem gewissen Aufwand verbunden war, können mit dem neuen Ansatz passende Objekte einfacher und schneller identifiziert werden. So ist die virtuelle Besichtigung nicht nur für Interessenten, sondern auch für Immobilienverwaltungen ein grosser Vorteil», so Waeber. Es liege auf der Hand, dass der physische Kontakt zum Vermieter und zum Objekt nicht gänzlich ersetzt werden könne. Aber es vereinfache den Ablauf erheblich. «Wir sind überzeugt, dass die Funktion das Leben unserer Nutzer auch nach der Krise nachhaltig vereinfachen wird», schaut er in die Zukunft.

Der Immobilienmarktplatz Homegate will ebenfalls neue Ideen, Konzepte und Techniken schweizweit einsetzen. Dazu zählen seit Anfang April auch Online-Live-Besichtigungen über das Portal. «Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei Suchenden auf homegate.ch hat deutlich gezeigt, dass die Nachfrage nach Online-Wohnungsbesichtigungen in der jetzigen Situation hoch ist», sagt Jens Paul Berndt, seit Februar neuer Homegate-CEO. «Und auch ohne die durch das Coronavirus eingeschränkten Möglichkeiten bieten Online-Besichtigungen Vorteile. Ein Interessent kann sich so einen ersten Eindruck einer Immobilie verschaffen, ohne viel Zeit dafür aufwenden zu müssen.» Seit Mitte März habe man auf homegate.ch Anbieter, die eine Online-Besichtigung via WhatsApp, Facetime oder ähnliche Kanäle anbieten, speziell gekennzeichnet, so Berndt. Der Anbieter einer Immobilie kann die Besichtigung ganz einfach über eine App durchführen. Mithilfe der Applikation kann er mehreren Interessenten gleichzeitig das Objekt per Video zeigen. Ein Vorteilt: Der Interessent muss zur Teilnahme nichts installieren und er benötigt auch kein Login, sondern nimmt einfach über einen Link teil. «Während der Besichtigung können Anbieter mit den Interessenten interagieren und Letztere haben die Möglichkeit, Fragen via Chat zu stellen. Wohnungssuchende erhalten so ein realistisches Bild einer Immobilie – und das ganz bequem vom Sofa aus», so Berndt. Die Besichtigung werde aufgezeichnet und könne so erneut angeschaut werden.

iBuying kommt in Mode

Wohin die weitere Reise in der digitalen Welt gehen könnte, zeigt Daniel Baur, Mitgründer und CEO der Proptech-Firma eMonitor, auf: «Heute benötigt der Vermarkter noch die Hilfe von Agenturen und Spezialisten. Diese werden aber in Zukunft durch digitale Tools ersetzt.» Diese garantierten, dass Werbekampagnen auf dem Kanal geschaltet werden, auf dem sich der Interessent am ehesten ansprechen lässt. «In nicht allzu ferner Zukunft wird der gesamte Bewerbungs- oder Verkaufsprozess digital erfolgen und dadurch Redundanz in der Abwicklung eliminiert», ist Baur überzeugt. Durch bereits vorhandene Personenprofile werde ein Bewerber künftig deutlich weniger Daten von sich preisgeben müssen und schon innerhalb weniger Sekunden eine Zusage oder Absage für sein Wunschobjekt erhalten können.

«Hausverkäufe oder -ankäufe in den USA sind durch das sogenannte iBuying mit wenigen Klicks bereits heute möglich», berichtet Baur, der sich mit seiner 2015 gegründeten Firma digitalisierten Vermietungsprozessen verschrieben
hat. Das Proptech-Unternehmen eMonitor zählt mit seinem digitalen Vermietungsmanagement inzwischen viele grosse Wohnungsbestandshalter in der Schweiz und im Ausland zu seinen Kunden, beispielsweise die Liegenschaftsverwaltung
der Stadt Zürich sowie die Stadtwerke München. Die Vermarktung von Liegenschaften werde aber auch in Zukunft nicht ohne den Faktor Mensch auskommen, ist Baur überzeugt: «Man darf nicht vergessen, dass die Digitalisierung redundante und ineffiziente Arbeiten vereinfacht. Sie ersetzt nicht den persönlichen Kontakt und die Expertise eines Mitarbeitenden. Ein Mieter beziehungsweise Käufer möchte sein neues Zuhause noch immer vorab sehen und sich beraten lassen.»

Digitale Tools würden die Abwicklung des gesamten Prozesses einfacher machen und damit Raum für das Wesentliche, den persönlichen Kontakt, schaffen. «Die Arbeit der Immobilienbewirtschafter und -vermarkter kann nicht so einfach substituiert werden. Denn der persönliche Kontakt ist für Mieter und Käufer noch immer sehr wichtig», sagt der eMonitor-CEO. Baur gibt aber auch Folgendes zu bedenken: «Die ganz grossen Gewinner der Zukunft werden jene Firmen sein, die die persönlichen Daten der Mieter bzw. Käufer abfangen können.» Denn diese würden ganz genau die Bedürfnisse der Interessenten auf dem Mieter- bzw. Käufermarkt kennen und könnten so Tendenzen vorhersagen und ihre Angebote genau den Bedürfnissen der Nutzer anpassen.

Der komplette Beitrag erschien erstmals im Schweizer B2B-Fachmagazin IMMOBILIEN BUSINESS (Ausgabe 5/2020).

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