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QUO VADIS 2024: „Deutschland braucht Entlastung“

DOMBLICK-Beitrag QUO VADIS 2024_VÖD 22022024 - im Bild Investmentrunde mit Timo Tschammler - Foto Heuer Dialog GmbH - Alexander Sell Fotografie

In Berlin ging gestern der Immobilienkongress QUO VADIS 2024 zu Ende. Neben dem Frühjahrsgutachten vom Rat der Immobilienweisen wurde viel über Digitalisierung, Entbürokratisierung und Nachhaltigkeitsthematiken gesprochen und diskutiert.

«Klarheit, Ehrlichkeit und Transparenz im Umgang mit Informationen, das ist seit jeher die DNA des QUO VADIS und in Zeiten vielschichtiger Unsicherheiten wichtiger denn je.» Mit diesen Worten eröffnete die Gitta Rometsch, Geschäftsführende Gesellschafterin des Veranstalters Heuer Dialog GmbH, den ersten Kongresstag am Morgen des 20. Februar 2024 im Hotel Adlon Kempinski in Berlin.

An die rund 400 Kongress-Teilnehmenden sendete sie die Botschaft: «Auch wenn das ökonomische Gerüst für Investitionen in die Zukunft wackelt, dürfen wir nicht nachlassen, aus dem Denken im Mainstream herauszubrechen und Klimaschutz, Digitalisierung sowie soziales Miteinander beherzt anzupacken.» Immer mehr Unternehmer:innen seien auf dem Weg und zeigten, «dass hier was geht!». Jetzt sei die Zeit, aktiv Entscheidungen zu treffen, um gestärkt aus diesen turbulenten Zeiten hervorzugehen. Rometsch forderte daher auch «Schaffenskraft trotz Immobilienkrise».

Tektonische Verschiebungen an den Transaktionsmärkten

Vom Rat der Immobilienweisen kamen dieses Jahr wieder Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld, Direktor des Walter Eucken Institut e.V. in Freiburg (Breisgau) und Persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen für die Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, sowie Prof. Dr. Tobias Just FRICS, Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Leiter der IRE|BS International Real Estate Business School Immobilienakademie GmbH in Regensburg.

Das Résumé des Immobilienökonoms Just nach dem sehr herausfordernden Jahr 2023 für die Bau- und Immobilienwirtschaft: «Wir sind nicht durch.» Mit einer negative Zinsstrukturkurve werde die deutsche Wirtschaft «tendenziell in einer Rezession stecken bleiben», so seine Prognose. Es sei nicht abzusehen, dass man da schnell wieder heraus komme. Ein moderat gutes Zeichen sei jedoch, dass der Inflationsdruck allmählich nachlasse.

Wird das Klima zum Retter der deutschen (Immobilien-)Wirtschaft?

Wenn Klimatechnik der nächste Kondratjew-Zyklus, also der nächste langfristige Branchenzyklus werde, hätten wir eine Chance, sagte Just. Werde es dagegen die Digitalisierung, hinke Deutschland um Meilen hinterher. Dieses Nichtwissen sei ein großes Risiko für die Immobilienwirtschaft. Auf die Nachfrage von Moderator Timo Tschammler, ob seiner Meinung nach das Schlimmste vor oder hinter uns liege, antwortete Just: «Es hängt davon ab, was in den USA passiert.» Und auf den Immobilienmarkt bezogen fügte er hinzu: «Wir müssen weniger Finanzkrisensorgen, aber mehr Vermietungssorgen haben.»

Im weiteren Verlauf des QUO VADIS 2024 kamen in vielen Gesprächen und Vorträgen – u.a. mit einer weiteren der Immobilienweisen, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, Christopher Garbe, Geschäftsführender Gesellschafter der Garbe Industrial Real Estate GmbH, Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp AG, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz sowie Klimaexperte Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Generaldirektor des IIASA – International Institute for Applied System Analysis, und Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen.

Sie alle nutzten den mittlerweile 34. Jahresauftakt der Immobilienentscheider, um Einordnung, Orientierung sowie einen klaren Blick auf die Chancen inmitten einer Immobilienkrise den rund 400 Teilnehmenden zu geben.

Bundesjustizminister will Gebäudetyp E durchsetzen

Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann hatte am Vorabend der QUO VADIS 2024 beim Empfang von Veranstalter Heuer Dialog GmbH am 19. Februar 2024 im Berliner Humboldt Carré das Statement ausgegeben: «Deutschland braucht dringend steuerliche Entlastung und Entlastung von Bürokratie.» Denn Überbürokratisierung sei nicht nur wirtschaftspolitisch ein Problem, sondern auch eine Frage des Rechtsstaates. Die Menschen hätten dann ständig das Gefühl, mit einem Bein in der Illegalität zu stehen.

Mit dem Bürokratieabbaupaket wolle die Ampel-Koalition dem nun entgegenwirken. Folgen müsse nach Meinung des deutschen Bundesjustizministers das Vergaberecht. «Es ist in Zeiten des Fachkräftemangels verrückt, dass sich immer mehr Leute nur noch mit Compliance beschäftigen, anstatt mit der Frage, wo produktiv Wertschöpfung geschaffen werden kann», so Buschmann.

Bürokratieabbau könne nicht alle Problem lösen. Dieser könne aber dazu beitragen, die Kosten für Wohnen, Bauen und den Erwerb von Immobilien zu senken. Der Bundesjustizminister nahm zudem Bezug auf ein Projekt mit seiner Ministerkollegin Geywitz. Buschmann will dem Wunsch der Wirtschaft nach Gebäudetyp E (wie effizient und einfach) nachkommen. Zehn Prozent der Baukosten sollen durch weniger und niedrigere Standards gesenkt werden können, so die Hoffnung. Dies sei eine gute Nachricht für Familien, die nach wie vor den Traum vom Eigenheim lebten. Wir wollen dazu im zweiten Quartal ein Konzept vorlegen“, gab Buschmann als Zeitplan aus.

  • Der 35. Jahresauftakt der Immobilienentscheider QUO VADIS 2025 wird am 11.+12. Februar des kommenden Jahres stattfinden.
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