Fast 2.200 Aussteller und mehr als 46.000 Teilnehmer – die Expo Real 2019 ging erneut als Immobilienmesse mit Rekordwerten zu Ende. Dabei zeigte sich auch ein verstärktes Interesse aus und an der Schweiz.
Ein Plus von 3,8 Prozent bei den Teilnehmerzahlen und 4,5 Prozent mehr bei den Ausstellern. Die 22. Internationale Messe für Immobilien und Investitionen Anfang Oktober in München lockte Branchenakteure und -interessierte aus insgesamt 76 Ländern an. «Die Expo Real 2019 war grösser und internationaler denn je», resümierte Klaus Dittrich, Geschäftsführungsvorsitzender der Messe München. «Die starke Beteiligung spiegelt eine positive Erwartung der Immobilienwirtschaft für dieses Jahr wider.» Doch den Wachstumsraten der Messezahlen steht aufgrund der Niedrigzinsen und fehlender Anlagealternativen eine fortlaufende Renditekompression bei den Immobilieninvestments in den europäischen Märkten gegenüber.
Frühe Jahresendrallye
Für Timo Tschammler, CEO von JLL Germany, fiel die Expo Real «erstmals mitten in den Jahresendspurt». Üblicherweise gebe die Messe den Startschuss für die heisseste Marktphase des Jahres, das vierte Quartal. «Doch diesmal war der Kapitaldruck in Deutschland so gross, dass der Markt bereits im dritten Quartal rasant Fahrt aufgenommen hat. Dabei kommt verstärkend hinzu, dass das Jahr extrem verhalten begonnen hatte, es zugleich aber durch die fortgesetzte Niedrigzinsphase immer noch kaum Anlagealternativen zu Immobilien gibt.»
Die Konsequenz hieraus: Direkt vor der Messe schloss das dritte Quartal mit einem Q3-Rekordergebnis von 25 Mrd. Euro – das zweitbeste Quartalsergebnis aller Zeiten. Auf der Expo Real sorgte das für eine «Mischung aus Optimismus und Realismus», formulierte Tschammler. Er geht davon aus, dass das Jahr dynamisch bleiben und gut enden werde. Jedoch voraussichtlich nicht das Tempo des dritten Quartals beibehalten kann. Beim Gesamttransaktionsvolumen in Deutschland prognostiziert er für 2019 eine Summe von rund 75 Mrd. Euro – und damit weniger als beim Vorjahresrekord.
Professor Dr. John Davidson von der Hochschule Luzern gibt angesichts der jüngsten Schritte der Europäischen Zentralbank und den letzten Amtshandlungen des abgetretenen Notenbankchefs Mario Draghi die Devise aus: «Lower for longer». Noch mehr Kapital werde in die Immobilienmärkte fliessen, prophezeit er. Anfangsrenditen würden nochmals sinken. Einzig die Ansichten, wie lange die zu erwartende «After Party» wohl dauere, fielen unterschiedlich aus.
Viele Marktteilnehmer fragten sich: «Welches ist die richtige Positionierung in dieser Phase des Zyklus?» Davidson warnt zugleich, dass die Entwicklungen in der Zwischenzeit zu einem «Mispricing» in Europa bzw. in Deutschland geführt hätten. «Mittlerweile gibt es nach Währungsabsicherung attraktivere Renditen an der 5th Avenue in New York im Vergleich zum Viktualienmarkt in München», so Davidson.
Die Schweiz im Fokus
Eine weitere Folge aus den immer schmaleren Renditen: Das Interesse am Schweizer Immobilienmarkt nimmt zu. «Mehr und mehr ausländische Investoren zeigen, teils wieder, Interesse an Schweizer Assets. Gründe sind fast vergleichbar tiefe Renditen in europäischen Metropolen bei allerdings zunehmenden politischen wie ökonomischen Risiken», sagt Gregor Strocka, National Director und Senior Vice President bei JLL Switzerland. Die Schweiz werde als «sicherer Hafen» bei vielen Worst-Case-Szenarien gesehen. […]
Mehr hierzu im 2. Teil des Rückblicks auf die Expo Real 2019.