Verena Mumford ist Präsidentin des HSVS Home Staging Verband Schweiz und bereits seit mehreren Jahren als selbständige und professionelle «Home Stagerin» aktiv. Wir haben Sie gefragt, wie sie zu Ihrer Geschäftsidee kam und welchen Wert Home Staging im digitalen Zeitalter besitzt.
Frau Mumford, Wohnimmobilien scheinen beim Blick auf Ihre berufliche Biografie eine grosse Rolle zu spielen. Warum?
Verena Mumford: Ich hatte schon als Kind mein kleines Schlafzimmer alle paar Monate umgestaltet, zum Leid meiner Mutter. Später bin ich häufig umgezogen, auch ins Ausland, wobei ich bei jedem Umzug mit grosser Freude am neuen Ort eingerichtet habe. Vor etwa 15 Jahren studierte ich Innenarchitektur, fand jedoch, dass ich lieber einrichte als umbaue. Sechs Jahre als Immobilienmaklerin waren dann schon näher an meinem Ziel, als ich dann zufällig auf den Beruf Home Staging stiess. Das war endlich mein Traumberuf und ich bin seit sieben Jahren ausschliesslich auf diesem Gebiet tätig.
Sie haben im Jahr 2013 mit MW Home Staging Ihre ganz eigene Unternehmung gegründet. Wie einfach oder wie schwierig war für Sie dieser Schritt?
Die Gründung war relativ einfach, da ich davor schon lange Jahre selbständig war, als Freelancerin oder in einer Einzelfirma. Ich arbeitete immer neben dem Aufziehen von drei Kindern, wobei ein Angestelltenverhältnis für mich nicht in Frage kam. Durch die Selbständigkeit bzw. das eigene Unternehmen konnte ich meine Zeit immer frei einteilen.
Wie hat sich das Geschäftsfeld Home Staging in den vergangenen Jahren hier bei uns im deutschsprachigen Raum entwickelt?
Home Staging ist in Deutschland bereits seit mehr als zehn Jahren bekannt. In der Schweiz kannte man diese Art von Inneneinrichtung erstmals nur auf dem Gebiet der Musterwohnungen für grosse Überbauungen oder als Wohnberatung und Interior Design. Seit ein paar Jahren wird Home Staging in der Schweiz auch etwas bekannter für Bestandesimmobilien und einzelne Verkaufs- oder Vermietungsobjekte, da die Vermarktung besser läuft, wenn die Objekte mit Home Staging sozusagen «aufgemöbelt» sind. Bei Besichtigungen ist es wichtig, dass ein Objekt mit Wohlfühlfaktor präsentiert wird. Über 80 Prozent aller Leute können sich unter leeren Räumen nichts vorstellen.
Wie kam es dann zur Gründung des nationalen Home Staging Verband Schweiz?
Gemäss dem Vorbild unserer amerikanischen Kollegen und deren Berufsverband IAHSP (International Association of Home Staging Professionals) dachte ich 2016 mit einigen Kolleginnen hier in der Schweiz, dass ein Berufsverband die Sichtbarkeit unseres tollen Berufes fördern würde. Der Verband soll auch potentiellen Kunden zeigen, dass unsere Mitglieder fachgerecht ausgebildet sind und über Berufsversicherungen verfügen. Das gibt Vertrauen und hilft bei der Wahl eines Geschäftspartners.
Sie sind in der Schweiz, aber auch ins Ausland sehr gut vernetzt. Wie stellt sich die Verbandsarbeit auf der internationalen Ebene dar?
Ich bin Mitgründerin und Aktuarin sowie vormals Vizepräsidentin des Europäischen Berufsverbandes IAHSP Europe, der sich in seiner Struktur an den internationalen Berufsverband IAHSP anlehnt. Unsere Präsidentin Sanja Radovanovic kommt aus Italien, die jetzige Vizepräsidentin Paloma Harrington-Griffin aus England. Wir sind alle ehrenamtlich tätig und halten unsere Vorstandssitzungen momentan natürlich per Zoom virtuell ab. In normalen Zeiten trafen wir uns regelmässig an unseren verschiedenen Standorten. Der IAHSP Europe fördert die Zusammenarbeit und den Austausch über die Grenzen hinaus, was sehr interessant ist. Unsere gemeinsame Arbeitssprache ist Englisch. Wir bieten unseren Mitgliedern Aus- und Weiterbildungen, Treffen und Informationen aller Art.
Lässt sich pauschal sagen, dass Trends allgemein immer erst im angelsächsischen Raum beginnen und dann, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung, nach Kontinentaleuropa «herüberschwappen»?
Ja, für das Home Staging lässt sich das sicherlich sagen. Es wurde 1972 in Seattle in den USA von Barb Schwarz erfunden. Sie bildete Tausende von professionellen Home Stagern aus, über Jahre hinweg, wobei dann einige davon nach England übersiedelten und den Trend dort bekannt machten. Von England aus kam das Home Staging dann nach Deutschland und breitete sich nach und nach über den ganzen Kontinent aus. Beim speziellen Thema Wohntrends ist das etwas anders: Hier kommen bei uns die Ideen und Innovationen eher aus verschiedenen Regionen Europas, wie zum Beispiel aus Dänemark oder Italien.
Die Digitalisierung schreitet aktuell in vielen Bereichen voran. Was sind hierbei mögliche Auswirkungen beim Home Staging?
Die Folgen sind vorerst, dass sich «Home Stager» nun vermehrt um ihre Social-Media-Auftritte kümmern müssen und dies auch sollten, da die Sichtbarkeit heute hauptsächlich von dieser Seite kommt. Das Risiko der Digitalisierung für den Beruf Home Staging ist die vermehrte Präsenz des virtuellen Stagings oder der Renderings, was vor allem in dieser Zeit der Lockdowns häufig verwendet wird. Der Nachteil an den virtuellen Einrichtungen ist, dass bei der persönlichen Besichtigung der Wohnimmobilien dann doch der Wohlfühlfaktor fehlt. Kauf- oder Mietinteressenten sehen gerne dieselbe Einrichtung in den Immobilien, die sie bereits von den Fotos auf den Portalen kennen. Deshalb wird das physische Home Staging meiner Meinung nach auch seine Berechtigung nicht verlieren.