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Post Immobilien: Vorreiterin in der digitalen Transformation

Die Post Immobilien Management und Services AG (Post Immobilien) ist eine Konzerngesellschaft der Schweizerischen Post und eines der grössten Immobilienunternehmen der Schweiz. Es bewirtschaftet rund 2.300 Objekte – dazu gehören sämtliche Liegenschaften der Schweizerischen Post, aber auch von Drittkunden. Im DOMBLICK-Interview verrät Valerie Riedo, Head of Innovation, wie sich der «gelbe Riese» bei den Themen Innovationen und Digital Building positioniert.

Frau Riedo, nach sechs Monaten in der neuen Rolle als Leiterin Innovation bei Post Immobilien: Wie treiben Sie die digitale Transformation voran und welche Innovationsprojekte sind in der Umsetzung?

Die digitale Transformation im Facility Management hinkt der weltweiten, rasanten digitalen Entwicklung hinterher. Während beispielsweise in der Finanzbranche sich FinTech schon länger etabliert hat, steckt PropTech im Vergleich noch in den Kinderschuhen. Das Potenzial im Digital Real Estate, also im DRE-Bereich, ist hoch. Post Immobilien baut seit zwei Jahren eine Innovationskultur auf und investiert bewusst Zeit und Ressourcen im DRE.

Im Rahmen unseres Innovationsprozesses werden verschiedene neue digitale Produkte und Services entwickelt und ausgetestet. Dabei steht das Kundenbedürfnis stark im Fokus. Wir prüfen laufend, ob die entwickelte Lösung auch wirklich das bestehende Problem lösen kann. Beispielsweise pilotieren wir aktuell eine Idee, welche im Rahmen eines Ideenwettbewerbs direkt von Servicetechnikern eingebracht wurde. Die App funktioniert eigentlich wie ein GPS: Sie vereinfacht die Navigation im Gebäude, um technische Anlagen einfacher und schneller zu finden.

Wir sind zudem stolz darauf, dass wir mit Service on Demand und IntelliClean zwei Lösungen entwickelt haben, welche bereits die Marktreife erzielt haben. Diese begeistern Kunden und werden aktuell extern am Markt skaliert.

Was verbirgt sich hinter diesen beiden Lösungen?

Mit Service on Demand haben wir die Lösung für bedarfsorientiertes Facility Management entwickelt, welche mittlerweile bei diversen Kunden im Einsatz ist und sich bewährt hat. Ein Knopfdruck genügt, und das Facility Management ist zur Stelle. Regelmässige Kontrollgänge zu aufgefüllten Geschirrtheken und leeren Aktencontainern, intakten Kaffeemaschinen oder funktionierenden Druckern gehören der Vergangenheit an. Das Facility Management rückt nur noch aus, wenn es vom Kunden gerufen wird.

Intern konnten wir dabei Zeitersparnisse von 20 Prozent realisieren bei gleichzeitiger Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Das Produkt entwickeln wir laufend weiter, wobei wir aktuell die Bedarfsmeldung über Voice (Alexa) oder QR-Codes austesten. Mit einer Spracheingabe können mehr respektive individuellere Informationen mitgegeben werden und Alexa liefert den Gebäudenutzern gar Hilfe zur Selbsthilfe und beauftragt den Hausdienst nur, wenn es nicht mehr anders geht.

Mit IntelliClean erfolgt die Reinigung datenbasiert und nur noch dort, wo tagsüber auch wirklich gearbeitet wurde. Anhand von unterschiedlichen Auswertungen wie Belegungs- und Wetterdaten gibt es keine fixen Tourenpläne mehr. Stattdessen wird eine dynamische Routenplanung erstellt. Und was besonders erfreulich ist: Post Immobilien ist mit IntelliClean momentan für den CMS PURUS Innovation Award 2019 nominiert, der Ende September in Berlin vergeben wird.

Man könnte also sagen: «Daten sind das neue Gold». Frau Riedo, welche Projekte und Praxisbeispiele gibt es noch neben Service on Demand und IntelliClean?

Richtig. Im Zentrum der Digitalisierung steht bei uns das Digital Building. Dies umfasst sämtliche Gebäudedaten, die während der Planung, Erstellung und dem Betrieb eines Gebäudes erzeugt, aktualisiert und bewirtschaftet werden. Gebäudedaten sind beispielsweise Daten aus Managementsystemen wie SAP oder ERP, aus dem CAFM-, Computer Aided Facility Management-System, aus den Gebäudeleitsystemen oder von Sensoren. Im Zentrum steht die lernende Analytics-Plattform, welche sich aller verfügbaren Daten bedient, für optimierte und automatisierte Abläufe sorgt und das Entwickeln von neuen Services ermöglicht. So haben wir beispielsweise eine Predictive Maintenance-Lösung für unsere Photovoltaik-Anlagen auf gewissen Liegenschaften erarbeitet. Anstelle von periodischen Reinigungen wird, basierend auf aktuellen Energiedaten der Anlagen und Wetterdaten, der optimale Reinigungszeitpunkt bestimmt, wodurch die Reinigungszyklen reduziert werden können.

Zentral sind bei uns sicher auch die Gebäudeauslastungsdaten, welche wir seit längerer Zeit zusammen mit dem Start-up Locatee für die 30 grössten Büroräumlichkeiten erheben. Die Mitarbeitenden sehen auf der Anzeige sofort, welche Zonen frei oder belegt sind. Die tatsächlich benötigte Arbeitsfläche kann bei einer Zunahme von Teilzeitarbeit und Home-Office stetig optimiert werden. Für das Personalrestaurant haben wir ein Modell entwickelt, welches die historischen und aktuellen Belegungsdaten mit Wetterdaten anreichert und eine Prognose für die Belegung während der Mittagszeit erstellt. So können die Mitarbeitenden die optimalste Zeit für das Mittagessen auswählen. Falls am nächsten Tag schönes Wetter vorausgesagt wird, werden mehr Mitarbeitende draussen essen und somit hat es weniger Mitarbeitende im Personalrestaurant. Diese Prognosedaten können ebenfalls genutzt werden, um die Anzahl Mahlzeiten im Restaurant zu bestimmen und so den «Foodwaste» weiter zu reduzieren.

Werden die neuen Ideen und Technologien auch angewendet, wenn es um Projektentwicklungen bzw. Neubauten geht?

Es ist ein Ziel von Post Immobilien, bei den Renditeliegenschaften und zukünftigen Bauprojekten in Sachen PropTech und Digital Building eine Vorreiterrolle einzunehmen. Als Beispiel: Zwei grosse Projektentwicklungen von Post Immobilien sind Bern Weyermannshaus und Basel Nauentor. Um den unterschiedlichen Stakeholdern die verschiedenen Bauphasen nicht nur anhand von einem Gipsmodell oder 2D-Plänen vor Ort aufzeigen zu können, haben wir ein 3D-Modell mittels Augmented Reality (AR) erstellt. Dabei wird das Areal über die Microsoft Hololens, also Smart Glasses, aus unterschiedlicher Perspektive dargestellt und um Funktionalitäten, wie etwa der Sonneneinstrahlung oder den Bushaltestellen, ergänzt. Als Erweiterung ist nun auch die Simulation von Personenströmen in Erarbeitung. So kann die optimale Positionierung und Ausgestaltung der Retail-Flächen definiert werden.

In den kommenden 15 Jahren wird die Schweizerische Post rund 1.8 Milliarden Franken in 50 Renditebauprojekte investieren. Gleichzeitig investieren wir mit der Post Immobilien in Innovationen, verbinden die physische mit der digitalen Welt und setzen hoffentlich mit unseren digitalen Immobilienprodukten und Systemlösungen neue Massstäbe.

Vielen Dank, Frau Riedo, für das sehr interessante Gespräch und die Einblicke in die Unternehmung.

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