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DENKANSTOSS: Moderne City-Quartiere mit Dorfcharakter

DOMBLICK-Beitrag Meinung Barbara_Leonard_Denkanstoss_Weleda und ESG - zwei Geschichten im Einklang - VÖD 20230529

Von Barbara Leonard *

Die COVID-19-Pandemie hat in unserem täglichen Leben und unseren sozialen Gewohnheiten einen großen Umbruch gebracht. Unser wichtigstes Grundbedürfnis, jenes nach sozialer Interaktion, welches der Mensch seit Geburt der Zivilisation hat, ist ein bedeutender Wert, den wir als selbstverständlich erachten. Er ist nun auf breiter Front zu einem unbedingten Bedürfnis geworden. Wie stark soziale Interaktionen fehlen können – und ich meine hier nicht die virtuellen, sondern jene ganz real von Angesicht zu Angesicht – dies hat uns die Pandemie im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt. Und sie hat uns damit gleichzeitig aufgezeigt, wie wichtig die sozialen Aspekte des Lebens sind. Und welche Folgen die Einschränkung sozialen Lebens auf unsere Psyche haben kann.

Verbindungen schaffen

Neue City-Quartiere und mit ihnen unsere gelebten direkten Nachbarschaften sind die notwendigen «Dörfer der Zukunft». Doch was braucht es, um unser modernes Dorf zu erschaffen? – Zuallererst das Anerkennen unserer Kultur und das Verbessern bestehender Stadtviertel. Dazu gehört das Schaffen von Nachbarschaftsräumen, in denen sich die Menschen zugehörig fühlen. Auch das Ausweiten der Grünflächen zählt dazu, gleichzeitig aber auch die digitalen Technologien, um so auch aus der Ferne Verbindungen zu schaffen.

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EXKURS: City-Quartiere & Nachbarschafts-Initiativen
Das Konzept der 15-Minuten-City (alles in dieser Zeit ist zu Fuss oder mit dem Fahrrad erreichbar): Sie stärkt die Entwicklung von City-Quartieren und intakten Nachbarschaften. Städte wie Paris, Melbourne, Detroit, Portland und Ottawa verfolgen solche Pläne und unterstützen so den Neighborhood-Lebensstil.
Gemeinsam genutzte grüne Räume sind die Schätze des öffentlichen Lebens: Städte auf der ganzen Welt kultivieren und verschönern jeden Winkel des öffentlichen Raums und kreieren so neue und lebenswerte City-Quartiere. Der Ausbau von Grünflächen ist zu einem Hauptkriterium für Städte wie etwa Amsterdam, Rotterdam oder Philadelphia geworden. Auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung fördert grüne Städte.
Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadtplanung nach dem Vorbild Kopenhagens: Sie ist heute beispielsweise oberste Priorität für Städte wie New York, Vancouver, Paris, Wien, Helsinki, Oslo, Bremen, Berlin, Barcelona, Tokio, Taipei und Bogota.
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COVID-19 hat nicht nur verändert, wie wir Dinge (vorübergehend) tun, sondern auch, wie wir über Dinge (grundlegend) denken. Ein komplexes Thema, das nun noch komplexer bzw. komplizierter geworden ist. Wenn man so will, haben wir jetzt ein «Paradoxon der Bedürfnisse» vor uns. Wir brauchen einerseits den Komfort und die Bequemlichkeit des digitalen Zeitalters. Andererseits aber auch soziale Verbindungen und Interaktionen des vergangenen Zeitalters. Wir brauchen zum einen schnelle Märkte und Dienstleistungen. Zum anderen wollen wir aber «back to the basics», quasi das Zurück zu den Wurzeln, mit viel Natur und viel Nachhaltigkeit.

In der Zukunft wird jedoch nicht das eine ohne das andere möglich sein. Vielmehr braucht es die Verschmelzung von gesellschaftlichen Kooperationen. Innovation darf hier nicht nur ein Marketingbegriff sein. Sie ist vielmehr der Schlüssel zu Lösungen für einen authentischen Lebensstil, in dem die Ressourcen bereitgestellt werden – für eine sich beschleunigt entwickelnde Gemeinschaft.

Das Leben nach COVID-19

Die große Frage für uns ist nun: Wie wird das nach der COVID-19 aussehen? – Während Kommunen schon seit einiger Zeit ihre Smart-City-Pläne entwickeln, hat die Pandemie einen größeren Schub für die Unterstützung der Städte für die Aspekte Gesundheit und Sicherheit in der Gemeinschaft gebracht. Auch die Bedeutung von Transparenz wurde auf eine neue Ebene gehoben. Agilität und Verantwortlichkeit sind hierbei wichtige Stichworte. Und auch das Vertrauen, dass Individualität und individuelle Bedürfnisse zählen und dass auch die Stadt sich um unsere Sicherheit und unser Wohlbefinden kümmert. Unser Wachstum, unsere Gesundheit und unsere Sicherheit in Einklang zu bringen, dieser Trend wird sich fortsetzen. Doch die Herausforderungen, für die wir bereits Lösungen parat hatten, werden nun noch ein Stück größer.

Die hier oben im Exkurs aufgelisteten Initiativen unterstützen die Aufwertung der Stadtquartiere und Nachbarschaften. Sie bieten eine stärkere Gemeinschaftsstruktur, um soziale Bedürfnisse zu erfüllen. Darüber hinaus stehen sie im Einklang mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit. Wir erkennen, dass das, was die Umwelt gesund hält, auch gesund für die Menschen ist.

Das Paradoxon der Bedürfnisse

Zugleich verändert und erweitert sich unsere «Hierarchie der Bedürfnisse». Während die Städte ihre Urbanisierungsmarken und -programme weiterentwickeln, sind es aber auch die einzigartigen Charaktere und Geschichten der City-Quartiere. Sie spielen eine wichtige Rolle in einem verwobenen Stadtgefüge. Sie erst erfüllen auch unseren Wunsch nach einer Art «städtischem Dorfleben» – modernisiert und adressiert für das heutige «Paradoxon der Bedürfnisse».

Barbara Leonard ist Chief Strategy Officer (CSO) der Michelgroup mit Niederlassungen in Zürich (Schweiz) und Ulm (Deutschland). Die Gruppe bietet strategische Beratungsdienstleistungen in der Immobilienwirtschaft in den Bereichen Architektur, Brand Design und Projektentwicklung. Ihre Ziele sind das Entwickeln zukunftsweisender Ideen, herausragender Architektur sowie unverwechselbarer und erfolgreicher Projekte.

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