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EDUCIA AG: «Neue Bildungsbauten binnen 36 Monaten»

DOMBLICK-Interview EDUCIA mit Matthias Schullen und Janine Jaensch_2_VÖD 20210302_Bild Michael Lübke

Das Ziel der im September 2020 in Köln gegründeten EDUCIA AG ist, die Bildungslandschaft nachhaltig zu verbessern und mit neuen Ideen und tragfähigen Konzepten den Wissensstandort Deutschland zukunftsfit zu machen. Das Unternehmen wird als Investor und Projektentwickler Grundstücke bereitstellen und darauf Schulen und Hochschulen bauen – ohne jahrelange Verzögerungen. Die DOMBLICK-Redaktion fragte EDUCIA-Gründer und -Vorstand Matthias Schulle und Janine Jaensch, Leiterin Unternehmensentwicklung, wie das funktionieren kann.

Gerade in den Großstädten Deutschlands herrscht ja akuter Flächenmangel. Wie kommen Sie an die nötigen Grundstücke?

Matthias Schulle: Das ist in sehr nachgefragten, großen Kommunen in der Tat eine komplexe Aufgabe. Neben den unbebauten Flächen gibt es viele Liegenschaften, die einer neuen Nutzung zugeführt werden müssen. Entweder weil die Bestandsnutzung zu alt ist oder sie nicht mehr in die Landschaft passt. Eine noch größere Herausforderung ist es aber, das rare Grundstücksgut auch effizient einzusetzen. Es ist natürlich sehr wichtig, sich gemeinsam mit den Bildungsträgern über althergebrachte Flächenkenngrößen zu verständigen, um dem Umfeld angepasste, bessere Lösungen anzubieten. Eine Symbiose aus Gebäude und Freiflächen kann man auch durch integrierte und kombinierte Lösungen schaffen.

Wie schnell wollen Sie Schulneubauten realisieren? Bauvorschriften und bürokratische Hürden rauben ja bekanntlich viel Zeit…

Matthias Schulle: Erfahrungsgemäß benötigen Hochschul- oder Schulbaumaßnahmen leider um die sieben, häufig auch zehn Jahre und mehr. Das ist ein Zustand, der nicht tragfähig ist. In meiner zurückliegenden beruflichen Tätigkeit haben wir eine Reihe von Projekten, unter anderem eine Hochschule in Köln binnen 36 Monaten realisiert, einschließlich Baugenehmigungsverfahren. Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet. Wir haben also bewiesen, dass es funktioniert, Bildungsbauten in nur 36 bis 48 Monaten zu schaffen und zur Verfügung zu stellen.

Hochschulen werden leider oft am wirklichen Bedarf vorbeigeplant. Meist wird nach den ersten Planungsphasen erst überlegt, ob es zum Nutzer passt. Dann gehen die Diskussionen los und so dauert allein eine Planung bis zum Entwurf schnell drei Jahre. Kommt dann noch ein Architekturwettbewerb hinzu, weitere Umplanungen oder Auseinandersetzungen mit Baufirmen…

Frau Jaensch, wie ermitteln Sie den Bedarf an Schul- und Hochschulobjekten? Wie funktioniert hier der Austausch mit den Bildungsträgern?

Janine Jaensch: Wir ermitteln nicht den Bildungsbedarf. Das machen andere Profis. Die meisten kommunalen Bildungsträger haben einen Schulentwicklungsplan. Einige Hochschulen einen mehr oder weniger belastbaren Masterplan. Diese Entwicklungspläne zu optimieren und Masterpläne zu verbessern, gehört genauso zu unseren Stärken wie die Herleitung des eigentlichen Flächenbedarfs und damit zukunftsfähiger Raumkonzepte.

Für die Umsetzung mangelt es dann nicht selten an Ressourcen und Ideen, manchmal auch schlichtweg an Know-how. Sich auf den Kern zu konzentrieren – nachhaltige, digitale und bildungsfördernde Umgebungen zu schaffen – bestimmt dabei unser Handeln. Es kann nicht sein, dass Kinder häufig in einer Umgebung unterrichtet werden, in der kein Erwachsener freiwillig arbeiten würde. Wir wollen innovative und zukunftsfähige Lernumgebungen mit flexiblen Raumkonzepten und modularen Bausteinen gestalten. So werden sich Kreativität und soziale Kompetenz besser entfalten.

Wo liegt der Vorteil, Herr Schulle, Bauprojekte in Ihre Hände zu legen anstatt sie in städtischer Verantwortung zu lassen?

Matthias Schulle: Es hat zunächst etwas mit der Verfügbarkeit von Grundstücken und Ressourcen zu tun. Dort, wo Kommunen nicht über die geeigneten Flächen verfügen, aber Bedarf für weitere Bildungseinrichtungen haben, leisten wir gezielt Unterstützung. Das Geschäftsmodell der EDUCIA basiert darauf, Bildungsstandorte verfügbar zu machen. Sowohl für kommunale Schulen als auch für Hochschulen. Bildungseinrichtungen haben pro Jahr zwischen drei und acht Milliarden Euro Investitionsbedarf, die in neue Immobilien fließen. Auf zehn Jahre hochgerechnet, fallen reine Investitionskosten von mehr als 40 Milliarden Euro an. Das schafft man nur auf neuen Wegen und mit der Unterstützung durch die Privatwirtschaft.

Was sagen die Kommunen zu Ihren Plänen, Frau Jaensch?

Janine Jaensch: Dass ein Privatinvestor Schulen baut, ist erst einmal nicht neu. Es wird nur selten genutzt. Der Charme unseres Modells ist: Die Kommune mietet eine Schule oder Hochschule für beispielsweise 20 Jahre, bekommt ein modernes Gebäude auf der Höhe der Zeit und hat Planungssicherheit. Danach kann sie den Bedarf prüfen und das Gebäude übernehmen – oder auch nicht. Welche Vorteile das für die in dieser Situation so angespannten kommunalen Finanzen hat, ist leicht ersichtlich. Daher haben wir an der einen oder anderen Stelle wesentlich weniger Überzeugungsarbeit leisten müssen, als wir zunächst angenommen hatten.

Die Baukosten sind in den vergangenen Jahren ja extrem gestiegen. Wie lässt sich eine akzeptable Preisgestaltung realisieren, Herr Schulle?

Matthias Schulle: Was Bauen in den letzten Jahren wesentlich verteuert hat, sind der Grundstückspreis und die Baunebenkosten, erst danach folgen Kosten aus gesetzlichen Auflagen sowie Material- und Lohnkosten. Auch da ist die Privatwirtschaft gegenüber dem öffentlichen Auftraggeber im Vorteil. Sie kann Preis und Leistungen verhandeln, schneller planen und bauen. Ein privater Investor, der eine Bildungsimmobilie errichtet, bekommt das generell günstiger hin als jede Kommune.

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