Die Vonovia SE zählt zu den größten Wohnungsbestandshaltern in Deutschland. Die DOMBLICK-Redaktion sprach mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch u.a. über die Folgen von Covid-19 auf den Wohnimmobilienmarkt, die Megatrends der Zukunft und über Geschlechterparität auf Führungsebene.
Herr Buch, die Vonovia vermietet aktuell in Deutschland rund 400.000 Wohnungen an 400 Standorten. Welche Auswirkungen auf das Portfolio zeigen sich durch die Folgen der Corona-Pandemie, etwa in Bezug auf Mieten und Immobilienwerte?
Vonovia ist wirtschaftlich gut aufgestellt, unser Geschäftsmodell ist stabil. Daher konnten wir unseren Mieterinnen und Mietern schon zu Beginn der Corona-Pandemie zusichern, dass sie sich wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust oder Auftragsrückgang keine Sorgen machen müssen. Wir stehen zu unserer Verantwortung als großes Wohnungsunternehmen und wir stehen auch in der Krise hinter unseren Mieterinnen und Mietern. Als Unternehmen haben wir daher umfangreiche Maßnahmen beschlossen und früh deutlich gemacht, dass wir gemeinsam mit unseren Mieterinnen und Mietern bei Zahlungsschwierigkeiten eine individuelle Lösung finden. Bisher haben sich etwas mehr als ein Prozent der Mieterinnen und Mieter aufgrund wirtschaftlicher Nöte gemeldet. Solche vorübergehenden Mietausfälle können wir finanziell gut auffangen.
Im Übrigen unterstützen wir die Bundesregierung bei ihrem Anliegen, eine möglichst breite Nutzung der Corona-Warn-App zu erreichen. Dafür wird die Warn-App allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern per Push-Nachricht auf dem Dienst-Smartphone angeboten. Darüber hinaus werden die rund eine Million Mieterinnen und Mieter über die Vonovia Mieter-App sowie das Kundenmagazin über die Vorteile der Warn-App informiert. Die Corona-Warn-App ist aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und eine wesentliche Voraussetzung auf dem Weg zurück zur Normalität.
Welche Investitionen planen Sie in den Wohnungsbestand bzw. in die weitere Expansion?
Auch in diesem Jahr sind wir trotz Corona-Krise der Meinung, dass der Um- und Neubau von Wohnungen unbedingt weitergehen muss. Nur so können wir die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt langfristig in den Griff bekommen. Vonovia hält an seiner Zielmarke fest, in Deutschland jährlich mindestens drei Prozent des eigenen Wohnungsbestands energetisch zu sanieren. Somit werden wir auch im Jahr 2020 zwischen 1,3 und 1,6 Milliarden Euro in Modernisierung und Neubau investieren. Aufgrund der aktuellen Sicherheitsvorkehrungen wird sich die Fertigstellung bei einigen Projekten voraussichtlich bis ins kommende Jahr verzögern. Allerdings werden wir keine Baumaßnahmen einstellen. Unsere wirtschaftliche Lage erlaubt es uns, weiterhin an den gesellschaftlichen Zielen festzuhalten.
Sie sind seit 2013 Vorstandsvorsitzender bei Vonovia und haben das Unternehmen erfolgreich an die Börse geführt. Welche Pläne wollen Sie in den kommenden Jahren umsetzen und welche Ziele setzen Sie sich selbst?
Ich sehe drei große Megatrends, die uns auch weiterhin stark beschäftigen werden. Dazu zählen die Wohnungsnot in den Großstädten, der demografische Wandel und die Energiewende. Vor diesem Hintergrund werden wir unser Portfolio im Sinne des Aus- und Neubaus weiter vergrößern. Wir werden auch zukünftig viele Wohnungen altersgerecht umbauen, damit unsere Mieter im Alter nicht frühzeitig ins Pflegeheim ziehen müssen. Und wir werden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem wir unsere CO₂-Emissionen reduzieren.
Bei allen diesen Vorhaben müssen wir jederzeit sicherstellen, dass der Wohnraum für unsere Mieter bezahlbar bleibt. Die Corona-Krise hat es wieder gezeigt: Als großes Wohnungsunternehmen haben wir auch eine große soziale Verantwortung. Dieser gilt es, bei allen Entscheidungen und Maßnahmen gerecht zu werden.
Im Vonovia-Aufsichtsrat weist Vonovia eine Frauenquote von 33 Prozent auf, vier von zwölf AR-Mitgliedern sind weiblich. Im vierköpfigen Vorstand beträgt dieser Wert 25 Prozent. Wann, denken Sie, wird hier die Geschlechterparität erreicht sein?
Der Vorstand von Vonovia besteht aktuell aus einer Frau und drei Männern, die den Konzern mit ihrem Erfahrungs- und Kompetenzprofil angemessen führen. Zudem nimmt auch Konstantina Kanellopoulos, die als Generalbevollmächtigte den Dienstleistungsbereich operativ führt, an den Vorstandssitzungen teil. Der Frauenanteil in der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstands beträgt derzeit 17,6 Prozent. Ziel ist es, die Quote bis zum 31. Dezember 2021 auf 30 Prozent zu erhöhen. Mit 33,9 Prozent wird die vom Vorstand beschlossene Quote für die zweite Führungsebene bereits erfüllt. Bei Vonovia sind vier der zwölf Aufsichtsratspositionen von Frauen besetzt. Damit zeigt das Unternehmen auch nach außen sein Selbstverständnis von einem offenen und gleichberechtigten Arbeiten, bei dem Vielfalt eine besondere Stärke ist.
Vielen Dank, Herr Buch, für das sehr interessante Gespräch.
Zur Person: Der in Gütersloh wohnende Vorstandsvorsitzende Rolf Buch (Jahrgang 1965) kam 2013 in sein jetziges Amt. Er studierte Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und ist Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW. Zudem ist Buch aktuell Vizepräsident des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA und des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung sowie Vorsitzender der European Public Real Estate Association EPRA in Brüssel. Seit 2015 ist die Immobilienaktiengesellschaft Vonovia SE im deutschen Börsenleitindex DAX vertreten.