Gunther Deutsch ist seit gut drei Jahren Head of Investment Transactions Europe und Managing Director Germany bei Barings Real Estate. Im Gespräch mit der DOMBLICK-Redaktion verrät er, wie das Geschäftsjahr 2019 bislang verlief und welche Schwerpunkte er bei künftigen Investments setzt.
«Ich bin schon seit mehr als 25 Jahren im Immobiliengeschäft tätig. Da kommt es zuweilen schon einmal vor, dass eine Immobilie bereits zum zweiten oder dritten Mal auf meinem Tisch liegt», sagt der ehemalige Mitgründer von Pamera Asset Management (2010), die 2015 an Barings veräußert wurde, und der seit nunmehr über 15 Jahren aus dem Standort München arbeitet. Die bayerische Landeshauptstadt ist jedoch häufig nur zwei Tage in der Woche sein tatsächlicher Arbeitsort. Die übrige Zeit verbringt er im Flugzeug und in anderen Metropolen Europas – immer auf der Suche nach einem geeigneten Investment. «Für mich gehört die Recherche vor Ort, die im ersten Schritt durch unsere lokal ansässigen Teams erfolgt, einfach dazu. Ich muss die Immobilie und das genaue Umfeld sehen und verstehen.»
Großer Anteil an Off-Market-Deals
Zu seinen Grundprinzipien zählt aber auch ein umfangreiches Research vor dem Kauf einer Liegenschaft. «Ich bin sehr froh, dass Barings Real Estate ein eigenes und sehr gutes Research-Team besitzt. Das ist immer sehr wertvoll», erklärt Gunther Deutsch im Gespräch, das am ruhigeren dritten Tag der diesjährigen Internationalen Immobilienmesse Expo Real in München stattfindet. Barings Real Estate ist in acht Ländern Europas mit zusammen zwölf Büros vertreten. «Die Messe ist jedes Jahr ein guter Gradmesser. Man spürt den Puls der Branche», so Deutsch, der mit seinem Investmentteam dieses Jahr (Stand: Anfang Oktober 2019) bereits rund eine Milliarde Euro in europäische Ankäufe steckte, «75 Prozent davon Off Market-Transaktionen», wie er betont. Dem gegenüber stehen Desinvestments in Höhe von knapp 500 Millionen Euro.
Das zur Verfügung stehende Kapital speist sich bei Barings Real Estate aus europäischen Core- und Value-Add-Strategien. Bei Letzterer befand man sich zum Zeitpunkt des Expo-Real-Gesprächs gerade im Closing einer Transaktion – und zwar am Standort München. Zuvor war ein Forward-Deal mit einer Büro– und Hotelimmobilie in Stuttgart erfolgreich über die Bühne gegangen, und in Frankfurt am Main finalisierte das dortige Transaktionsteam den Ankauf einer Immobilie mit Erbbaurecht nahe der zentralen Theodor-Heuss-Allee.
«Eigentlich ist ja eines unserer Ankaufsziele in 2019 und 2020 auch Immobilien unter dem Motto ‹Anything with beds›, also Hotels, aber auch Mietwohnungen, u.a. etwa für Studenten oder Senioren», sagt Deutsch. Doch wer die Liste der bereits getätigten Transaktionen in 2019 durchschaut, findet dort auch ein vollvermietetes, 40.000 Quadratmeter grosses Grade-A-Logistikzentrum in Toulouse/Frankreich oder ein Büro- und Einzelhandelsgebäude an der Viale Cassala in Mailand/Italien.
Gelungene Premiere in Schweden
Stolz ist Gunther Deutsch auch auf Barings‘ Premiere auf dem Wohnimmobilienmarkt in Schweden: «In Stockholm haben wir uns mittels einer Forward-Transaktion für ca. 125 Millionen Euro ein Ensemble aus sechs qualitativ hochwertigen Wohngebäuden gesichert», so Deutsch. Für das erste Quartal 2020 kündigt sich unterdessen eine Transaktion in der finnischen Hauptstadt Helsinki an.
Ein weiterer wichtiger Geschäftszweig von Barings ist die Immobilienkreditvergabe. Hier stehen bereits für das bisherige Jahr 2019 (Stand: Ende September) gut 3,3 Milliarden US-Dollar weltweit zu Buche. So vergab der global tätige Asset Manager zum Beispiel einen 40 Millionen Euro umfassenden Senior-Baukredit zur Finanzierung einer Retailpark-Projektentwicklung in Dos Hermanas in der Nähe von Sevilla/Spanien.
Gunther Deutsch wird somit wohl auch im kommenden Jahr 2020 wieder einige Zeit im Flieger sowie in vielen Ländern Westeuropas mit der Suche nach geeigneten und renditeträchtigen Immobilien verbringen. Die nun schon seit fast einem Jahrzehnt anhaltende Niedrigzinsphase habe zu einer «Angleichung des Pricings europaweit» geführt, erklärt Deutsch im Messe-Interview. Bei den Value-Add-Produkten betrage der Anlagehorizont derzeit eher drei als fünf Jahre. «Auch und vor allem deshalb, weil man nicht weiß, wann diese Niedrigzinsphase denn endet.»