Im Gespräch mit der DOMBLICK-Redaktion wirft Anita Horner, Präsidentin von wipswiss – women in property switzerland association, einen Blick zurück und nach vorn. Sie spricht über das erweiterte Frauennetzwerk in der Romandie, den schweizweiten Ausbau des Mentoring-Programmes sowie über Unterschiede zwischen den Sprachregionen.
Frau Horner, Sie sind seit März 2018 wipswiss-Präsidentin. Welche Schwerpunkte haben Sie in den letzten 18 Monaten gesetzt?
Die Schwerpunkte haben sich auf drei Hauptachsen verteilt. Das war zum einen die grössere Sichtbarkeit in den Medien, die wir sowohl in der Romandie als auch in der Deutschschweiz wesentlich verstärken konnten. Damit können wir nun unseren Mitgliedern diverse Publikationsmöglichkeiten bieten. Zum anderen legen wir einen Fokus auf unser Mentoring-Programm, mit dem wir Frauen in der Immobilienbranche fördern möchten. Und dies auf allen Hierarchie-Stufen, zu Beginn oder auch bei einer Umorientierung. Wir sehen das Mentoring als Austausch auf Augenhöhe. Auch den aktiven Ausbau des Netzwerks in der Westschweiz möchten wir weiter forcieren mit Veranstaltungen vor Ort und einem erweiterten Angebot, um so den Röstigraben zu überwinden. In den letzten 18 Monaten konnten wir die Mitgliederzahl in der Romandie von 50 auf 70 erhöhen. Dass viele unserer derzeit 240 Mitglieder eher aus der Deutschschweiz kommen, ist historisch gewachsen. wipswiss wurde im 2014 in Zürich gegründet. Doch wir sehen nun auch in der Westschweiz eine rege Nachfrage, über die wir uns sehr freuen.
Lassen Sie uns auch nach vorne blicken: Welches sind bei wipswiss Ihre kommenden Anliegen und eventuell auch Meilensteine?
Wir möchten unser Mentoring-Programm noch weiter intensivieren und unser Netzwerk an Mentoren und Mentees neben der Deutschschweiz auch in der Westschweiz ausbauen. Wir überlegen uns zudem, wie wir unser Angebot für alle Hierarchie-Stufen hinweg attraktiv gestalten und erweitern können. Zum einen für Berufseinsteiger und Frauen am Anfang ihrer Karriere, zum anderen aber auch für erfahrenere Seniors und Führungspersonen. Diesen Austausch möchten wir weiter intensivieren und alle Mitglieder mit innovativen Angeboten abholen.
Die Vereinigung wipswiss richtet sich an «Frauen in Führungspositionen und ausgewiesene Spezialistinnen der Immobilienbranche». Was hat sich Ihrer Meinung nach diesbezüglich in den vergangenen Monaten und Jahren Wesentliches verändert? Positiv wie negativ.
Wir sehen zweierlei Entwicklungen. In den letzten Jahren sind unsere Immobilienfrauen sichtbarer geworden, und vielleicht auch etwas lauter. Das freut uns und zeigt, dass sich das Diversity-Thema demokratisiert hat. Man spricht nun offener darüber und engagiert sich. Auf der anderen Seite stelle ich auch fest, und das nicht nur in der Immobilienbranche, sondern branchenübergreifend: Die Fronten zwischen Männern und Frauen erhärten sich etwas, das Miteinander scheint ein wenig nachzulassen. Frauenförderung klappt jedoch nur, wenn alle an einem Strang ziehen und uns die Herren auch unterstützen. Und Frauenförderung geht auch nur, wenn wir auf dem Weg dahin nicht den gleichen Fehler machen wie die Männer.
Stellen Sie beim Thema «Frauen in der Immobilienwirtschaft» einen Unterschied, vielleicht auch kultureller Art, zwischen der Romandie und der Deutschschweiz fest?
Das ist schwer zu sagen, ob das ein kultureller oder charakterlicher Unterschied einzelner Personen ist. Bei wipswiss sehen wir derzeit in der Deutschschweiz mehr das Interesse von Männern oder Frauen, sich als Mentoren zur Verfügung zu stellen. Aber das kommt auch in der Romandie vermehrt. In der Westschweiz stehen die Männer offener dazu, dass sie Frauen gerne unterstützen. Da wir aktuell noch vermehrt Events in der Deutschschweiz haben, kommen natürlich dort mehr Männer zu unseren Veranstaltungen. Mit einem erweiterten Angebot in der Romandie möchten wir das auch dort erreichen. Wir möchten hier noch präsenter werden, denn das Feedback ist immer sehr positiv in der Romandie. Das freut und bestärkt uns.
Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer neuen Rolle bei der Fundim SA mit Sitz in Lausanne. Dort leiten Sie neu den sogenannten «Do Tank». Es soll hier schon bald ein Immobilienvehikel aufgelegt werden, welches sich auf den Ankauf von renovationsbedürftigen Schweizer Wohnliegenschaften fokussiert, wie man hört. Können Sie uns hierüber schon mehr verraten?
Nein, leider noch nicht. Das Vehikel ist sozusagen ‚in the making‘. Aber vielleicht soviel: Wir arbeiten mit Hochdruck an der Firmengründung, einer neuen Aktiengesellschaft. Das kann ich hier schon verraten. Bis Ende Jahr können wir dann wohl effektiv starten und weitere Details kommunizieren.
Vielen Dank, Frau Horner, für das sehr interessante Gespräch.