Der Immobilienmarkt in Australien zeigt sich weiter in guter Verfassung, was vor allem eine Vielzahl an Bauprojekten in den beiden grössten Metropolen Sydney und Melbourne zeigt. Dabei dominieren vorrangig Vorhaben im Residential-Sektor.
Blickt man aus einem der Wolkenkratzer Melbournes am Ufer des Yarra Rivers, sieht man rege Bautätigkeiten. Bestes Zeichen hierfür sind sich drehende Baukräne. Nahe dem 2006 fertiggestellten Eureka Tower, dem mit 297 Metern bislang höchsten Gebäude der Stadt und dem zweithöchsten Australiens, schraubt sich derzeit das Bauprojekt «Australia 108» (Visualisierung siehe oben; aktuelles Bild vom Baufortschritt siehe unten) immer weiter in die Höhe. Anfang April dieses Jahres war bereits Level 81 im Bau.
Hoch hinaus auf über 300 Meter
Im Auftrag des Unternehmens WCL World Class Land realisiert der Baukonzern Multiplex an Melbournes Southbank einen Luxusapartment-Turm, der mit seinen 108 Etagen schon bald 319 Meter hoch sein – und damit in «Down Under» neue Massstäbe setzen wird. Beiden Gebäuden gemeinsam ist: Für ihre Architektur zeichnet das Büro Fender Katsalidis Architects verantwortlich. Die Pläne sehen im neuen höchsten Wohngebäude der südlichen Hemisphäre gesamthaft 1.105 Apartments auf 100 Stockwerken vor. Hinzukommen bei Fertigstellung im nächsten Jahr allein mehr als 550 Parkplätze im Gebäudekomplex sowie zwei sogenannte «Infinity Pools» in der schwindelerregenden Höhe von 210 Metern.
Das gigantische Projekt ist derzeit eines von insgesamt über 200 Hochbauvorhaben in der Hauptstadt des australischen Bundesstaats Victoria im Südosten des Kontinents. Gemäss dem vierteljährlich von Rider Levett Bucknall (RLB) erhobenen «Crane Index» bewegten sich im Anfangsquartal 2019 gesamthaft 222 Baukräne über der Metropole. In der Innenstadt, im sogenannten CBD (Central Business District) und in den Vororten Melbournes kreisten somit 40 Prozent mehr Kräne in der Luft als noch vor einem Jahr – und zugleich so viele wie nie zuvor.
Diese Bauaktivitäten unterstreichen, was die staatlichen Statistiker bereits seit Jahren prophezeien: Die Bevölkerungszahl Melbournes wird nach Angaben des in Canberra beheimateten Statistikbüros Australiens voraussichtlich in den 2030er Jahren jene von Sydney überholen und bis zum Jahr 2066 auf rund zehn Millionen Einwohner anwachsen (Stand Ende 2018: rund 4,5 Millionen).
Auch die Gesamtbevölkerung auf dem australischen Kontinent wächst immer weiter – dank Geburtenrate und nicht zuletzt aufgrund des Zuzugs aus dem asiatischen Raum – und wird um das Jahr 2030 die 30-Millionen-Marke überschreiten. Heute zählt die einst «Terra Incognita» genannte Landmasse gut 25 Millionen Bewohner.
Neue Luxuswohnungen mit Blick auf das Opernhaus
Die Stadt Sydney darf sich derweil noch mit dem Titel «grösste Stadt Australiens» schmücken und auch deren Bauaktivitäten sind top und führen den «Crane Index» von RLB an, der gerade seinen bisherigen Höchststand von 735 wieder erreicht hat. Insgesamt 310 Baukräne (10% weniger gegenüber dem Vorjahr) zählten die Kranexperten über der Stadt, die mit ihrer Harbour Bridge (aus den 1930er Jahren) und dem Opera House (eröffnet 1973) weiterhin auch mit Neubauprojekten zu glänzen weiss. Hier kündigen sich auch, ähnlich wie in Melbourne, spektakuläre neue Superlative an.
Eines davon entsteht derzeit auf dem Barangaroo-Areal im westlichen Teil des CBD von Sydney. Auftraggeber des 275 Meter hohen Wolkenkratzers mit dem Namen «One Barangaroo» ist die Gruppe Crown Resorts. Diese will im neuen Hochhaus ein Sechs-Sterne-Hotel unterbringen sowie ein oppulentes Spielcasino und 82 grossräumige Luxusapartments. Das Projekt wird mit Veranstaltungssälen, Cafés, Bars, Terrassen, Pools und Restaurants garniert. Das geschätzte Investitionsvolumen liegt aktuell bei 2,2 Milliarden Australischen Dollar (derzeit 1,325 Mrd. Euro bzw. 1,437 Schweizer Franken). Die Fertigstellung wird von Crown Casinos und dem Entwickler Lendlease für das erste Halbjahr 2021 angestrebt.
Aber auch unweit des Opernhauses am Circular Quay sind derzeit rege Bauaktivitäten festzustellen: So errichten beispielsweise die Unternehmen Macrolink und Landream nahe der Fährenpiers und in Steinwurfnähe zum Botanischen Garten das Wohnbauprojekt «Opera Residences» unter der Adresse 71 Macquarie Street. Auch dort werden Luxusapartments dominieren. Ganze 104 an der Zahl, die grösstenteils unverbaubare Blicke auf die ikonische Hafenbrücke oder wahlweise auch auf das Sydney Opera House bieten. Die Wohnungen werden von CBRE Australia vermarktet und sollen im neuen 20 Stockwerke umfassenden Gebäude nächstes Jahr fertiggestellt sein. In der unteren Etage werden rund 1.000 Quadratmeter Retailflächen zur Verfügung stehen. Auch hier werden die Kräne noch für eine Weile nicht stillstehen. Kein Wunder also, dass gemäss australischem «Crane Index» knapp drei Viertel aller gesichteten Baukräne Residential-Projekte «Down Under» betreffen. Die immer grösser werdende Population des Landes benötigt in erster Linie eines: Wohnraum.
Dieser Beitrag erschien erstmals im Schweizer Fachmagazin IMMOBILIEN BUSINESS (Ausgabe 6/2019).