Digitalisierung, Proptechs, Schweiz

Wünsche und Visionen der PropTechs

Mehr als 200 Firmen verzeichnet die aktuelle PropTech Map der Schweiz. Damit ist die Eidgenossenschaft global gesehen führend, was die Zahl der neuen digitalen Unternehmungen pro Einwohner angeht. Ein Schweizer «Unicorn lässt aber noch auf sich warten.

In der Zürcher-Eventhalle Stage One in Oerlikon zeigte sich zu Jahresbeginn wieder eine Reihe neuer und vielversprechender Startups auf dem Immobilienmarkt. Anlass war die Messe IMMO’19, die zusammen mit der FINANZ’19 gesamthaft 165 nationale und internationale Aussteller anzog, davon allein 67 Akteure aus der Immobilienbranche. Über 3’000 Besucher wurden gezählt und sie sahen unter anderem die Präsentation der PropTech-Firma Smino, eine Neugründung der BBC Systems AG mit Sitz in Rapperswil, und Yeldo, eine Crowdinvest-Plattform aus dem Tessin.

Bausoftware in der Cloud

Alle Beteiligten einees Bauprojekts sollen jederzeit und von überall Zugriff und Einfluss auf sämtliche Informationen, Pläne und Aufgaben haben, sei es per Smartphone, Tablet oder Computer. Das ist der Anspruch der Smino-Gründer Silvio Büsser, Sandor Balogh und Georgios Chaitidis. Ihr Ziel: «Bauherrschaft, Behörden, Planer und Unternehmen zu einer effizienten Einheit zusammenzuführen.» Wichtig sei es vor allem, bei einem Bauvorhaben den Überblick zu bewahren und zugleich drohende Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu beheben, so Büsser. Die Cloud Applikation von Smino läuft auf allen Endgeräten und ist ohne eine Software-Installation nutzbar. Anwender sind derzeit etablierte Firmen wie die b+p Baurealisation AG, Forster Planung & Architektur, Wincasa oder die Gemeinde Rapperswil-Jona. Die Baudaten in der Cloud befinden sich laut Büsser auf einem Hochsicherheitsserver in Zürich. Smino sei derzeit die «fortschrittlichste Softwarelösung der Baubranche» und werde stetig, auch im regen Austausch mit den Kunden, weiterentwickelt.

Tessiner Crowdinvest-Plattform

Yeldo mit Sitz in Lugano indes ist eine im März 2018 gegründete Immobilien-Miteigentümer-Plattform. CEO und Gründer Antonio Borgonovo will sowohl private als auch institutionelle Investoren ansprechen. Investitionsobjekte sind Renditeliegenschaft in der Schweiz. Wie Carlo Hildenbrand, Head of Client Relationship, am Zürcher Event erklärte, ermögliche Smino «sicher und transparent die Diversifizierung von Immobilieninvestitionen» und zugleich mittel- bis langfristig stabile monatliche Renditen. Die derzeit erst im Tessin aktive Marktplattform wolle aber rasch die Aktivitäten auf die Romandie und die Deutschschweiz ausweiten, so Hildenbrand. Das aktuelle Immobilienangebot umfasst ein Mehrfamilienhaus in Mendrisio. Das Mindestinvestment für Investoren liegt bei 50.000 Schweizer Franken. Die erwartete Rendite wird von Hildenbrand mit 6,58 Prozent angegeben. Weitere Investitionsobjekte, wie ein Medizinzentrum nahe Baden sowie eine Wohnliegenschaft im Jura seien in Vorbereitung.

Aktualisierte PropTech-Übersicht

Beide PropTechs finden sich auf der aktuellen PropTech Map für die Schweiz, die regelmässig von Heinz M. Schwyter mit seiner Firma Schwyter Digital in Kooperation mit dem Innovationsnetzwerk SwissPropTech herausgegeben und aktualisiert wird. Sie umfasst derzeit über 200 Unternehmungen – in den Kategorien Asset Management über Software Services und Smart Building bis hin zu Blockchain, Finance und Real Estate Portals. Neu hat Schwyter den Bereich «Cemetery» eingeführt. Hier listet er all jene Schweizer PropTech-Startups auf, die es nicht geschafft haben, auf den richtigen Entwicklungs- und Wachstumspfad zu kommen. Dort auf dem «digitalen Friedhof» befanden sich Anfang Januar ganze fünf Firmen, darunter Homestreet, Adunokaution und Suitfox. Im Vergleich zum September 2018, als die PropTech Map gesamthaft 166 Unternehmungen umfasste, ist die Community der Property Technology Firmen dennoch weiter deutlich gewachsen.

Phase PropTech 2.0

Für Mario Facchinetti, Initiator und Repräsentant des Netzwerks SwissPropTech, ist dies ein Beleg für eine neue Phase, für «PropTech 2.0» in der Eidgenossenschaft. «Die Entwicklung zeigt, dass sich etablierte Firmen, nicht nur aus der Immobilienwirtschaft, son­dern auch aus anderen Branchen wie beispielsweise dem Ban­ken- und Versicherungssektor, vermehrt mit dem Thema Prop­Tech befassen. Diese Firmen bauen in erster Linie Erfahrungen im Umgang mit den Jungunternehmen auf.» Vor rund drei Jahren habe die Anzahl Neugründungen von technologiebasierten Unternehmen im Immobilienbereich rasant zugenommen, so Facchinetti. Was er nun beobachte, sei eine Abflachung dieser dynamischen Entwicklung. Es werde interessant sein zu beobachten, wer in dieser zweiten Phase der PropTech-Bewegung künftig die Nase vorn haben wird. «Die Unternehmen lösen zunehmend ihren Fokus von der eigenen Produktentwicklung ab und überlegen sich, welche stra­tegischen Partnerschaften oder Zukäufe sie im In- und Ausland tätigen sollen.»

Dieser Beitrag erschien erstmals im Schweizer Fachmagazin IMMOBILIEN BUSINESS (Ausgabe 3/2019).

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